Vorlagen

Eine wichtige Gestaltungsgrundlage für die Werke der zünftisch organisierten Holz- und Steinbildhauer, orientiert auch an den Bedürfnissen ihrer zeitgenössischen Auftraggeber, bieten die im 16. Jahrhundert aufkommenden Vorlagenbücher oder -blätter.

Es verbreiteten sich die dekorativen Ornamentstiche vor allem für Goldschmiede, schon in der Formgebung vor allem anwendbar
in der Metallarbeit. So entstand das „Beschlagwerk“ und „Rollwerk“ mit den typischen diamantizierten Nagelkuppen, aufgerollten Durchbrüchen und mäandernden Ösen. Doch waren diese Zier-Systeme vor allem bei holzverarbeitenen Kunsthandwerkern, Tischlern, Snitkern und Drechslern als vorzügliche Vorlagen nach modernem Geschmack beliebt.

Vor allem aber wurde diese Ornamentik in die zeitgenössische Architektur-Theorie integriert, wie sie bei der Wiederbelebung der Lehrbücher des Vitruv im Zuge der Renaissance sich in den sogenannten Säulenbüchern vor allem in Stichfolgen manifestierte.

Diese von niederländischen Kupferstechern und Verlegern in immensem Umfang hergestellte und verbreitete Technik der Druckgraphik wurde zum neuen medialen Instrument der Verbreitung alter und neuer Gestaltungsformen und Bilderfindungen der Bildenden Kunst. So konnten in kurzer Zeit. z.B. der neuaufgefundene Laokoon oder andere berühmte Antiken, die Bilder Raffaels und Michelangelos, El Grecos oder Tizians bekannt werden und von weit entfernten Künstlern als Vorlagen für ihre eigenen Werke genutzt werden. Im Bereich der Kunstausübung im nördlichen Europa galt zu dieser Zeit die eigenständige Bilderfindung nicht als ausschlaggebend für die Beurteilung. Als Kriterium für die Werke Ludwig Münstermanns können wir den Grad seiner Anverwandlung einer Vorlage in die eigene Handschriftlichkeit, mit der ihn persönlich auszeichnenden Gestaltungsfähigkeit anwenden und werden immer wieder von seiner einzigartigen künstlerischen Begabung überrascht sein.