Rastede: St.-Ulrichs-Kirche
Kanzel
1612
Auftraggeber und Stifter: Anton Günther (1583 – 1667), Graf von Oldenburg und Delmenhorst
Material: Eichenholz, Alabaster
Maße: H. 151 cm (Korpus), 142 cm (Brüstung), D. 150 cm;
H. 46 cm (Maria), 48 cm (Johannes);
H. 205 cm (Schalldeckel), D. 215 cm.
Zustand: 1695 vom einstürzenden Gewölbe schwer beschädigt, 1696 vom Schnitker Eihler Cordes repariert und wieder aufgestellt; dabei die auf den Ecken sitzenden Alabaster-Skulpturen zerschlagen und entfernt. 1859 die restlichen noch in den Nischen befindlichen, allerdings beschädigten Alabaster-Figuren entfernt. Restaurierung von 1957–59: Abnahme der Übermalung von 1859; Wiederherstellung der ursprünglichen lasierten Holzsichtigkeit; die Farbfassung der Ornamentik nach Befund erneuert, wenn auch wohl ebenfalls auf Kreidegrund; Lüstrierungen der Hermen-Gewänder. In zwei Brüstungsnischen des Korpus wurden dabei eingestellt die Assistenz-Figuren der Kreuzigungsgruppe vom Schalldeckel, obwohl sie zu groß für die neue Position sind; Neuanfertigung einer Treppe. Die Assistenzfiguren vom Schalldeckel zeigen auf alten Fotos vor 1959 eine weiße Fassung, sollte hiermit die originale oder übermalt wiederhergestellte Alabaster-Fassung der ursprünglichen Erscheinung des figürlichen Apparates überliefert worden sein ? Zum Vergleich der Fassungs-Ästhetik ist die Figur des Kirchenpatrons, des Hl. Ulrich, von der verlorenen Kanzeltür, heranzuziehen die schon vor 1859 in die Großherzogliche Altertumssammlung gegeben wurde; sie zeigt eine dünn-lasiert aufgetragene alabaster-weiße Fassung mit vergoldeten Gewandsäumen.
Signatur: Hochovaler Meister-Schild, in der Mitte waagerecht geteilt, in der oberen Hälfte Bildhauerwerkzeug-Trophäe aus Klöpfel über gekreuztem Hohl- und Stemmeisen, in der unteren Steinmetzzeichen mit seitlich nach oben gesetzten Namensinitialen: L / M ; in einem am Rande umlaufenden erhaben geschnittenen Fries, vierfach geteilt durch übergreifende Rollwerkvoluten:
M [eister] /. LUDEWICH / MUNSTERMAN / V[an]. H[am]B[orch]. B[i]L[d]H[auer] / G[e]M[a]K[t].
Datierung: Auf eigenem Brett, in das ursprünglich wohl eine rahmende Ornamentkartusche eingezapft war; der ursprüngliche Anbringungsort nach Folte (s.u.) wohl am Schalldeckel, heute eingefügt zwischen die Voluten-Spangen des unteren Korb-Abschlusses auf den Kanzelboden:
16*12 .
Ludwig Münstermann
In den fünf reich ornamentierten Bogennischen des sechseckigen Korpus standen laut Inschriften die Figuren der Evangelisten mit dem Salvator; die Ecken übergreifen noch erhaltene Hermen mit den weiblichen Tugenden und ihren Attributen; davor waren auf dem ausladenden Korb vermutlich Sitzfiguren befestigt; die Skulpturen alle aus Alabaster.
Auf dem Schalldeckel fünf Beschlagwerkgiebel mit Masken; auf dreien der aufschwingenden Beschlagwerk-Spangen Podeste für den Kruzifix mit Maria und Johannes aus Holz; ersterer verloren, die Assistenzfiguren in benachbarte Nischen der Korpusbrüstung eingestellt.