Waddewarden: St. Johannes-Kirche

Kanzel mit Schalldeckel

1649

Material: Eichenholz

Zustand: Zwei Fassungen sind am Werk selbst inschriftlich überliefert: die wohl erste vom November 1661 und die wohl zweite von 1747. Neue Treppe.
Das heutige Erscheinungsbild bleibt vor diesem Hintergrund befundmäßig zu untersuchen.
Datiert: 1649

Zuschreibung an Jacob Kröpelin

Kanzel-Korpus und Schalldeckel sind über sechseckigem Grundriss aufgebaut; die Korpus-Brüstung zeigt vier gestaltete Felder, eines liegt an der Wand, das andere wird von einer kassettierten Tür zur Treppe hin verschlossen. Vor vier Ecken des Korpus ist jeweils eine ionische Säule gestellt, deren unteres Schaft-Drittel aus einer Beschlagwerk-Trommel besteht und deren oberer Teil kanneliert ist; auf die vier Felder ist jeweils ein Beschlagwerkbogen gelegt, von dessen Basisgesims sich eine im Gesims verkröpfte Muschelkonsole mit daraufgelegtem ionischen Kapitell erhebt; darauf stehen die Figuren der Evangelisten.
An der Wand verbindet eine Tafel, seitlich geziert mit Baluster-Pilastern und gesägten Rollwerk-Behängen, Korpus und Deckel der Kanzel; hier stehen die Stifter mit Wappen und Inschrift vermerkt.
Auf fünf Außenkanten des Schalldeckel-Kranzgesimses erheben sich gesägte Rollwerk-Giebel mit gefassten Diamanten in der Mitte, auf den Ecken des Kranzgesimses sind stehende Engelsfiguren mit großen Flügeln aufgestellt (Flügel, Arme und Hände in Teilen abgegangen), die wahrscheinlich die verlorenen Marterwerkzeuge hielten, und hinter ihnen schwingen sechs Rollwerk-Spangen zur Mitte hinauf, die auf einem sechseckigen Podest die Figur des Auferstandenen tragen, der die Rechte segnend erhoben, in der abgesenkten Linken die Siegesfahne hält.

Bei der letzten Restaurierung der Oberflächen der Kirchen-Innenwände wurden neben bestandssichernden Maßnahmen für die mittelalterlichen Fresken in der Apsis ornamentale Fensterumrahmungen des 17. Jahrhunderts im Langhaus freigelegt und nach Befund erneuert, wie sie sehr wohl auch in anderen Kirchenräumen dieser Zeit und Region, und sicher auch um die Apsisfenster in Waddewarden, vorhanden waren; sie zeigen das Bemühen, die neuen Ausstattungswerke des Manierismus an voneinander entfernten Orten im Raum zu einem künstlerischen Gesamteindruck überzeugend zusammenzufügen.

Altar

1661

Material: Eichenholz

Zustand: Alte farbige Fassung; offenbar keine neuerliche Restaurierung.
Die 1909 vorhandenen segmentbogen-förmigen Abendmahls-Gitter sind durch neue rechteckige, von je vier Balustern, in formaler Anlehnung an Motive des Altares, getragene Bänke ersetzt worden.
Datiert: ANNO / 1661 // DEN 29 MA / IUS. GESETZET

Zuschreibung an Jacob Kröpelin

Der kastenartige Aufbau des Retabels folgt dem dreiachsigen Epitaph-Typus. Die Predella ist durch schmale Risalite zu Seiten eines breiten Reliefs mit der Szene von Geburt und Hirtenanbetung dreiachsig gegliedert; das Relief folgt dabei einer Vorlage, die seit dem Altar in Varel von 1614 wiederholt in der Werkstatt Ludwig Münstermanns Anwendung fand; die Flächen der nur wenig vorspringenden Risalite sind auf ihrer Vorderseite von je einem großen Cherubkopf mit vier Knorpelwerk-Flügeln bedeckt; das verkröpfte Kranzgesims der Predella ist wie an gleicher Stelle am Altar in Rodenkirchen mit schräg auf Lücke gestellten Pfeifen verziert.
Die Mitte des Hauptgeschosses wird in Gänze eingenommen von einer in ihre Kastentiefe gesetzte vollplastische Abendmahls-Szene, welche nach vorn abgeschrankt wird von einer Balustrade auf Stufen, die unter ihrer offenen Mitte vorkragen, genau wie im Altar in Hohenkirchen; seitlich der geschlossenen Rückwand-Mitte des Raumes, die mit den Vorhängen eines Baldachins belegt und dem Strahlennimbus des davor sitzenden Jesus bemalt ist, sind Fenster mit Butzenscheiben eingesetzt, die das rückwärtige Licht einfallen lassen. Die Prinzipalsäulen stehen auf durchbrochenen Piedestalen, die von gegenständig c-förmigen Ornament-Bögen nach dem Vorbild der Altäre in Hohenkirchen und Rodenkirchen gebildet sind; das untere Drittel ihres Schaftes ist als beschlagwerk-verzierte Trommel ausgebildet, der obere glatte Teil wird jeweils von einer Weinranke umrankt (in Rodenkirchen ist es eine Akanthusranke). Direkt hinter den Säulen ist in der Altar-Rückwand jeweils eine Figurennische ausgebildet; liturgisch rechts steht Moses mit den Gesetzestafeln, sein Pendant ist der Hohepriester Aaron mit einem Weihrauchfass.
Auf den Flügeln jeweils eine Szene aus dem Leben des Kirchenpatrons Johannes des Täufers: seine Taufe Jesu und sein Dialog mit den an Jesus gesandten Jüngern mit der Frage “Bist du der Sohn Gottes?”
Auch die freiplastische Kreuzigungsszene im Obergeschoß ist in einen Kastenraum gestellt, der von hinten von zwei ovalen Öffnungen her belichtet ist. Im offenen Giebel die in eins gefassten Reliefs von Grablegung und Auferstehung. Über den Säulen beider Geschosse die Evangelisten, auf der Spitze der Auferstandene mit ausgebreitet segnenden Händen.

Nicht nur ikonographisch sind die Bezüge zu den Altären Münstermanns deutlich, sondern auch die räumliche Inszenierung der Darstellungen von Abendmahl und Kreuzigung weist auf sie zurück, wobei auffallender Weise auch der Himmel über der Stadtsilhouette von Jerusalem hinter den Kreuzen durchfenstert und durchlichtet wird. Da im übrigen Werk von Jacob Kröpelin eine solche Nähe nicht zu beobachten ist, wird man sie dem ausdrücklichen Willen der Auftraggeber zuordnen müssen, die eben auch noch zu dieser Zeit nach einem Münstermann-Altar verlangten.

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