Langwarden: St.-Laurentius-Kirche

Kanzel mit Schalldeckel

1638

Material: Eichenholz

Zustand: Die 1638 offenbar von Ludwig Münstermann errichtete und 1640 farbig gefaßte Kanzel war 1755 noch mit ihren Bildwerken in den Figurennischen und dem Schalldeckel mit ihrer Fassung erhalten, wenn auch restaurierungsbedüftig. Doch schon 1728 war die Träger-Figur des Kirchenpatrons, des Heiligen Laurentius, vielleicht durch das Hochwasser der Weihnachtsflut von 1717 beschädigt, durch einen schlichten hölzeren Baluster ersetzt worden. Wann schließlich Schalldeckel und figürliches Schnitzwerk entfernt wurden, ob 1852 oder erst nach 1870, ist wegen der nicht eindeutigen Quellenlage unklar. Die Stilistika der fremd wirkenden Elemente an Brüstung und Korb (s.u.) weisen eher auf einen Umbau in frühklassizistischer Zeit, etwa um 1800, hin.

Zuschreibung an Ludwig Münstermann

Die Muschelnischen, aber vor allem die mit sphärischen Architekturmotiven kunstvoll gestaltete Mittelnische der Korpus-Brüstung bestätigt die Autorschaft Ludwig Münstermanns; während die Datierung des heutigen Aufbaus erst nach einer Befunderforschung möglich ist.

Altar

1652

Material: Eichenholz
Maße: H. 600 cm, B. 440 cm

Zustand: Bei der Befunduntersuchung 2004 wurde festgestellt, daß die Oberflächen des Altars, wie zu Münstermanns Zeiten, eine erste holzsichtige lasierende Behandlung mit Leim, Schellack und/oder Firnis mit schwarz lasierender Untergrundbemalung für die Schriftflächen, wohl noch in der Werkstatt oder zugleich mit dem Aufbau, erfuhren; doch schon vor 1655 folgte eine polychrom gestaltete Fassung mit Inkarnaten, roter Marmorierung als Schildpatt-Imitation, goldenen Buchstaben der Inschriften. Bei der neuerlichen Restaurierung 2010 wurde der Zustand der Fassung des 17. Jahrhunderts freigelegt, gesichert und rekonstruiert, zugleich der Altar  an den angestammten Ort zurückversetzt und alle drei geöffneten Apsisfenster in der ursprünglichen Form wiederhergestellt.
Datierung: ANNO / 1652.

Zuschreibung an Onno Dierksen

Die Predella zeigt Reliefs des Einzugs Jesu in Jerusalem, des Abendmahls und der Auferweckung des Lazarus, dazu Porträts der ersten Protestantischen Pastoren des Kirchspiels. Das Hauptgeschoß wird getragen von den Figuren der Evangelisten Matthäus, Markus und Lukas sowie des Paulus. In der perspektivisch vertieften Mitte ereignet sich die Gebetsszene Jesu in Gethsemane, wie in der Auslucht des Berner Altares (1638). Die von Säulen gerahmten Flügel tragen die Figuren von Luther und dem auftraggebenden amtierenden Pastor Melchior Meyer (1604-1669). Das Obergeschoß erhebt sich auf der Bundeslade, auf der der Kruzifix steht. Zuoberst über den seitlich gestellten Figuren der überwundenen Tod und Teufel die große Figur des Auferstandenen mit der Siegesfahne.

Dieser Altar ersetzt, offenbar auf Initiative des neuen, 1639 ins Amt getretenen Pastors Meyer, einen erst 1621 von seinem Vorgänger gestifteten und im Sinne “reformierter” Auffassung gestalteten Schrift-Altar, der daraufhin nach Wiefels verkauft wurde, wo er sich heute noch befindet.
Es ist wahrscheinlich, dass die Signatur mit Meisterschild Onno Dierksens verloren ist, denn es ist sein Hauptwerk und offenbar der einzige Altar, für den er beauftragt wurde. Obwohl er Motive von Vorbildern aus der Münstermann-Werkstatt übernahm (Pastorenporträts an der Predella aus Stollhamm (1633), Mittelszene der Annahme des Leidensgebots in Gethsemane aus Berne (1638) und die Umwandlung der Prinzipalsäulen in Atlantenfiguren von Johann aus Schwei (1639) und Burhave (1641), sogar das Bildprogramm des “Gnadenstuhls” in Varel (1614), zeigt Dierksen durchaus eigenwillige Gestaltungsformen, wobei die Darstellung des Pastors Meyer als Pendant zu Martin Luther sicherlich auf den besonderen Willen des Auftraggebers zurückzuführen ist. Im Bildhauerischen bleibt Dierksen doch erheblich eingeschränkt und sein nachahmender Ausdruckswille führt eher zu skurrilen Erscheinungen, gar Deformierungen.

Epitaph des Pastors Melchior Meyer (1603–1668)

nach 1660

Auftraggeber: Pastor Melchior Meyer (1639 – 1669).
Stifter: Pastor Melchior Meyer (1639 – 1669).

Material: Eichenholz
Maße: H. 116 cm (Abstand der Gesimse des Hauptgeschosses)

Zustand: Die restauriert erhaltene Fassung ist offenbar die ursprüngliche, die zudem der wiederhergestellten des Altares von 1652 entspricht: Die Farben Schwarz, Rot, Grauweiß mit sparsam-höhender Vergoldung bedecken die Teile von Architektur und Ornament, die Säulen-Schäfte sind in Schildpatt-Imitation gefasst; auf Holzsichtigkeit ist gänzlich verzichtet.

Zuschreibung an Onno Dierksen

Der üppig ornamentierte Rahmen umschließt eine hohe Inschriftentafel, auf der das Geburtsjahr Melchior Meyers zu erschließen ist: 1604. Im unteren Behang Kartuschen mit Todes-Allegorien.
Auf dem Hauptgesims über den Säulenachsen des Moses Gesetzestafeln und das Lamm Gottes mit Kreuzesfahne, dazu Inschriften, die auf das Bildprogramm “Gesetz und Gnade” verweisen. In der Mitte hoch aufragend die Figur des Guten Hirten mit Lamm in den Händen, darunter die Initialen des Pastors: H. M. M. Die Spitze dreiteilig als verfremdeter gesprengter Giebel: In der Mitte die Halbfigur des segnenden Gottvaters über Wolken, seitlich Putten mit Symbolen der Sterblichkeit, davon die rechte original, die linke symmetrisch kopiert als Ergänzung.

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