Hohenkirchen: St.-Sixtus-und-Sinicius-Kirche

Altar

1620

Material: Eichenholz, Lindenholz (Reliefs und Figuren), Nadelholz (ergänzte Aufsätze)
Maße: H. 622 cm, B. 424 cm, T. 178 cm; B. 233 cm (Predella)

Zustand: Die letzte Stufe der Auslucht im Mittelteil verloren, desgleichen im Obergeschoß die Figuren von Moses, Johannes dem Täufer und dem Salvator an der Spitze über Tod und Teufel; dieselben durch Obelisken ersetzt. Restaurierung und Neufassung nach Befund 1964–1967.  

Signiert: Meisterschild in der Mitte des Kranzgesimses der Predella über dem Relief der Geburt Jesu: Um das Steinmetzzeichen Münstermanns die Buchstaben
L [udwig] M [ünstermann] B [ildhauer].
Das dazugehörige Puttenpaar mit dem Titulus, befestigt am Profilgesims darüber, wie am Altar in Rodenkirchen erhalten, ist verloren.
Datiert über den Reformatoren-Bildnissen:  ANNO / 1620

Ludwig Münstermann

Mit diesem Altar als erstem verwirklicht Münstermann sein geniales Gestaltungsmotiv der räumlichen Vertiefung der Abendmahls-Darstellung in einen Bereich der Phantasiearchitektur. Die manieristisch gebaute Mitte des Kompositionsaufbaus wird entprechend ihrer inhaltlichen Bedeutung gewichtet, aber zugleich immateriell gedeutet, indem sie von himmlischem Licht durchflutet erscheint. Münstermanns Licht-Metaphorik, schon in seinem ersten Altar in Varel (1614) präsent, erfährt hier ihre gestalterische Vollendung.
Die Ikonographie schöpft aus dem schon in Varel ausgebreiteten und in Rodenkirchen in Vollständigkeit erhaltenen Repertoire: in der Mittelachse führt der Erlösungsweg Jesu von seiner Geburt in der Predella über das Abendmahl und die Kreuzigung über die Höhe der Geschosse zum Auferstandenen Salvator an der Spitze. Die Bildprogramme “Gesetz und Gnade” und “Gnadenstuhl” waren, wie in Varel, neben der Kreuzigung im Obergeschoß in den Figuren von Moses und Johannes dem Täufer präsent, vielleicht auch in einer verlorene Bundeslade oder der Adamfigur unter dem Kreuz. Dazu die Evangelisten und eine Fülle weiblicher Tugenden; auf den Flügeln die Reformatoren-Portäts von Luther und Melanchthon.
Nur in Hohenkirchen finden sich auf den Vorderseiten der Predella-Risalite die Darstellungen der Austeilung des Abendmahls in beiderlei Gestalt durch die Hand der beiden amtierenden Pastoren an die Männer auf der Brotseite und die Frauen auf der Weinseite – eine bildlich-reale Bestätigung der geistlichen Wirkung des Sakramentes für die Kommunikanten auf den Kniebänken direkt davor.

Kanzel mit Schalldeckel

1628

Material: Eichenholz, Lindenholz (Reliefs und Figuren)
Maße: H. 617 cm; H. 184 cm, D. 138 cm (Korpus); H. 245 cm, D. 190 cm (Schalldeckel)

Zustand: Der urprüngliche Standort der Kanzel an der Südwand des Langhauses befand sich ursprünglich nur um weniges östlich des dritten Fensters von Westen, schräg gegenüber dem sogenannten „Herrenstuhl“ über dem Nordportal, und bestimmte damit die Mitte des Predigtraumes. Der originale Zugang mit Treppe, vielleicht auch Tür und Laufgang, wie in Bockhorn, ging verloren.
Im Zusammenhang mit der Restaurierung von 1968 wurde die Kanzel mit einer neuen Treppe versehen und direkt an den Chorstufen und westlich des östlichsten Fensters der Langhaussüdwand wiederaufgebaut. Die Restaurierung durch Prof. Kurt Bunge erbrachte zunächst den Befund, daß die Holzoberflächen nach Fertigstellung, mit einer holzsichtigen Lasur überzogen, in diesem Zustand bis zur bezeugten Fassung von 1637 verblieben. Lediglich die Bezeichnungen in den Inschriften-Kartuschen der Kirchenväter auf dem Deckel, der Tugendhermen vor der Brüstung und die der Evangelisten an der Korb-Wölbung waren mit schwarzer Tempera-Farbe auf die Lasur gemalt; sie konnten regeneriert und in diesem Zustand erhalten werden. Die Befunde der Fassung von 1637 entsprechen durchaus denen des Altares, sodaß eine enge zeitliche Nähe und Identität der Faßmaler beider Werke angenommen werden kann; auch hier also ein marmoriertes Caput-Mortuum-Rot auf den Teilen von Architektur und tektonischen Strukturen, Alabaster-Weiß auf den sich davon abhebenden Elementen der Ornamentik, dazu matte Vergoldung und Lüstrierung fast ausschließlich in Krapplack-Rot, als Besonderheit ein deckendes Malachit-Grün auf Blüten und Diamanten, ein Taubenblau als Fond für reliefierte vergoldete Inschriften. Die originale Fassung der Propheten-Figuren und der weiblichen Masken zwischen den Evangelisten-Reliefs konnte erhalten werden, die der übrigen Teile wurde nach den Befunden erneuert.

Signiert und datiert am Korb:
MEISTER . / LUDEWICH . / MUNSTERMAN / . BILDTUWER . / VAN . HAMBORCH . / FECIT .
1.6.28.  /    A[NN]O. 1637. STAFF.[IERT]

Aufbau über sechseckigem Grundriß: am Korb grandiose Reliefs der Evangelisten “im Gehäuse”, darüber auf der Brüstung Figuren der Großen Propheten in prächtig und sphärisch ornamentierten
Bogennischen; über den Ecken dazwischen Hermen mit lebendig ihre Attributen agierenden weiblichen Tugenden, darunter Groteskmasken und Cherubköpfe auf dem Korb.
Auf dem Kranzgesims des  mächtigen Schalldeckels Giebel-Kartuschen mit Porträts-Tondi von fünf Kirchenvätern, dazwischen Putten mit den Leidenswerkzeugen.
Das bedeutende Werk besticht durch die Ausgewogenheit von virtuos ausgeführter Ornamentik in überwältigender Phantasie im Einklang mit der ausdrucksstarken Skulptur von Tugendhermen und Evangelisten-Reliefs. Die von anderer Hand aber einheitlich ausgeführten Standfiguren der Propheten mit ihrer abweichenden Fassung können vom Betrachter – nach erster Irritation – durchaus dem harmonischen Ganzen eingefügt werden.

Deckel zum Taufstein

um 1650

Material: Eichenholz, Lindenholz (Figuren)
Maße: H. 106 cm, D. 120 cm.

Zustand: Der Deckel lag bis zur Restaurierung fast 50 Jahre lang in Einzelteilen auf dem Dachboden; er erhielt im Jahre 1995 im Landesamt für Denkmalpflege in Hannover eine neue Fassung in Anlehnung an die Merkmale von Altar und Kanzel.

Zuschreibung an Jacob Kröpelin

Über achteckigem Grundriss ein Aufbau aus sich aufwölbenden Rollwerkscheiben mit dazwischen gesetzten Rollwerkgiebeln auf dem Kranzgesims. Auf dessen Ecken Cherubköpfe, darüber Standfiguren von Aposteln; auf dem eingezogenen Gipfel der Scheiben ein weiterer Kreis der übrigen Apostel und der Evangelisten; darüber die Taufgruppe von Jesus und Johannes dem Täufer; an der Hängestange Taube des Hl. Geistes und Stifterwappen. Einige Figuren ergänzt.

Die stilistischen Kriterien von Ornament und Plastik sind charakteristisch für Jacob Kröpelin; sein Entwurf für diese späte Vervollständigung der Münstermann-Ausstattung zeigt durchaus anerkennenswerte künstlerische Selbständigkeit.

400 Jahre Münstermann-Altar / Sweelinck-Konzert

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